Auschwitz-Gedenkfahrt nach Polen

Anlässlich des nahenden Jahrestags der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz, der sich 2024 zum 79. Mal jährt, fuhren SchülerInnen der Stufe 12 des Werdener Gymnasiums bereits zum zehnten Mal in das polnische Oswiecim, der Welt besser bekannt unter seinem deutschen Namen „Auschwitz“. Die traditionelle Fahrt fand mit über 100 angehenden Abiturienten statt, welche, in Begleitung ihrer LehrerInnen Nora Colesie, Alexandra Gollan, Friedrich Haase, Lisa Kalb, Robert Lahmert, Svenja Rusch, Malte Knapp, Christopher Wodopia und Schulleiter Dominik Krister sowie dem Referenten und Mitorganisator der Reise Markus Czyrson, zunächst die Altstadt von Oświȩcim und mit ihr die Spuren jüdischen Lebens vor 1939 erkundeten, da das Programm nicht nur auf eine intensive Auseinandersetzung mit der Durchführung der Massenvernichtung in den Lagern selbst, sondern auch auf einen Einblick in osteuropäisches jüdisches Leben und Kultur vor dem Zweiten Weltkrieg ausgelegt ist. Anlass dazu gab am ersten Abend auch das Anschauen des Films „Schindlers Liste“, der insbesondere das Schicksal der Krakauer Juden thematisiert und bereits einen Ausblick auf den Besuch der polnischen Großstadt und des ehemals jüdischen Ghettos Podgorze sowie des Konzentrationslagers Plaszów schuf.  

 

Um den Leidensweg der Juden und anderer Opfer der Nationalsozialisten erfahrbar zu machen, erfolgten zwei ausführliche Besuche des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Durch die Besichtigung der Bilderausstellung des polnischen Künstlers Marian Kolodziej in Harmeze, der einer der ersten Gefangenen in Auschwitz war, intensivierte sich die Erfahrung der Schrecken des Holocausts durch bewegende Zeugnisse in Form von Kunstwerken. Erneut setzten sich die SchülerInnen in diesem Jahr aber auch in Form von Bildern und Skizzen mit ihren Erlebnissen eigenständig auseinander, um das Erlebte künstlerisch zu verarbeiten. Leonard Thamm aus der Q2 ist auch Tage nach dem Besuch der Lager nachhaltig schockiert: „Wir erfuhren von der Beliebigkeit der sadistischen Bestrafungen und dem Versuch der effizienten Optimierung der Massenmorde, etwa wenn Kinderleichen als ,Anzünder´ in den Brennöfen genutzt wurden. Solche Gedanken erschüttern den Glauben an die Menschlichkeit“.

Besonders beeindruckend für die Teilnehmenden war das Gespräch mit der Zeitzeugin Lidia Maksymowicz, die ihre Geschichte als Kleinkind während des Holocaust, die Suche nach den eigenen Wurzeln und ihre Erlebnisse in der Nachkriegszeit schilderte. Bildreich, intensiv und gefühlvoll erzählte sie den Jugendlichen ihre bewegte Geschichte, von der die SchülerInnen sichtlich berührt waren. Ein Herzensanliegen war auch ihr Appell an die TeilnehmerInnen, Verantwortung dafür zu übernehmen, dass so etwas wie in Auschwitz nicht wieder passiert, wie auch Hannah Willaschek, Schülerin der Q2, erinnert: „Frau Maksymowicz  sagte: ,Die Zukunft liegt in euren jungen Händen´ - Dieser Satz ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Wenn man in einer Kinderbaracke, vor einem riesigen Raum voller Schuhe steht, in einem Buch die unzähligen Opfernamen liest, dann wird einem bewusster denn je, dass sich die schrecklichen Verbrechen, welche sich in Auschwitz ereignet haben, niemals wiederholen dürfen!“. Auch Lotte im Brahm teilt diese Sicht: „Getroffen hat mich, wie die Zeitzeugin Tränen in den Augen hatte und erzählte, wie wichtig es sei, das Geschehene nicht zu vergessen, um es nicht zu wiederholen. Währenddessen stellte sie fest, dass die Kriege heutzutage zeigen würden, dass die Menschheit nichts aus dem Geschehenen gelernt hätte.“

 

Geschichtslehrerin Lisa Kalb zieht Bilanz: „In zahlreichen Reflexionsrunden, ob künstlerisch verarbeitet oder einfach diskutiert, wurde klar, dass alle Teilnehmenden eine solche Fahrt, besonders auch vor der Problematik des erstarkenden Antisemitismus, extremen Nationalismus und den aktuellen Herausforderungen in Europa als wichtigen Beitrag zur Sicherung unserer demokratischen Kultur empfinden.“ So wird die Auschwitzfahrt weiter einer der zentralen Stützpfeiler in der historischen Bewusstseinsbildung der Werdener Schüler bleiben und zukünftigen SchülerInnen weiter vor Augen führen, welche Verantwortung wir alle in dieser Welt tragen.

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